Pflanzenpower fürs Fest – Vegetarisches Catering, das Schweizer Events begeistert

Vegetarisches Catering ist längst kein Nischenphänomen mehr. Bei Business-Lunches, Hochzeiten, Festivals und sogar formellen Galadinners entscheiden sich immer mehr Gäste – und gleich ganze Veranstalter*innen – bewusst für rein pflanzenbasierte Angebote oder zumindest für Menüs, in denen Fleisch die Ausnahme bildet.
Vegetarisches Catering ist längst kein Nischenphänomen mehr. Bei Business-Lunches, Hochzeiten, Festivals und sogar formellen Galadinners entscheiden sich immer mehr Gäste – und gleich ganze Veranstalter*innen – bewusst für rein pflanzenbasierte Angebote oder zumindest für Menüs, in denen Fleisch die Ausnahme bildet.
Studien des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit zeigen: Rund 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung essen inzwischen regelmässig vegetarisch, Tendenz steigend. Wer heute Events plant, kommt also kaum daran vorbei, ein professionelles vegetarisches catering anzubieten.
Warum vegetarisch? Drei zentrale Treiber
Zunächst die Ökobilanz: Laut ETH-Berechnungen verursacht ein rein pflanzliches Buffet im Durchschnitt 60 Prozent weniger CO₂-Äquivalente als ein gemischtes Menu. Dazu kommt der Ressourcenverbrauch. Ein Kilo Linsen verschlingt nur einen Bruchteil der Wassermenge, die für die gleiche Proteinmenge aus Rindfleisch nötig wäre. Zweites Zugpferd ist die Gesundheit. Viele Unternehmen verankern betriebliches Gesundheitsmanagement in ihrer Kultur und setzen bei Workshops oder Offsites auf Gerichte, die Energie spenden, ohne schwer im Magen zu liegen. Drittens schliesslich spielt das Image: Eine vegetarische Linie sendet das Signal, dass ein Event modern, verantwortungsbewusst und inklusiv ist – wer vegetarisch plant, schliesst niemanden aus, während Fleischesserinnen problemlos zu Kartoffel-Couscous, grillierter Aubergine oder hausgemachtem Seitan greifen können.
Von Apero bis Zvieri: So baut man ein rundes Menü
Die grösste Herausforderung besteht oft darin, Abwechslung im Geschmack und in den Texturen zu bieten. Chefköch*innen, die sich auf vegetarische Grossproduktionen spezialisieren, planen meist in vier Schritten. Erstens entwerfen sie einen roten Faden – ein kulinarisches Thema, das sich von Häppchen bis Dessert durchzieht: mediterrane Leichtigkeit, alpine Sommerfrische oder lateinamerikanische Street-Food-Vibes. Zweitens schauen sie auf die Saison. Ein Herbstcatering kann etwa mit knuspriger Pastinakentarte beginnen, im Hauptgang eine Marroni-Polenta mit Pilzragout servieren und beim Dessert ein Birnen-Thymian-Crumble auffahren. Drittens kalkulieren sie Makronährstoffe. Ein reines Gemüse-Buffet klingt gesund, doch ohne proteinreiche Komponenten wie Hülsenfrüchte, Tofu, Quark oder gereiften Käse fehlt Gästen das Sättigungsgefühl. Viertens planen sie Farben und Höhen. Ein Buffet wirkt am einladendsten, wenn Schüsseln und Platten sich abwechseln und farbige Akzente – etwa Karottenpesto, rote Beete oder Kurkuma-Cashews – das Auge direkt zum Zugreifen animieren.
Schweizer Zutaten im Rampenlicht
Was die Schweiz besonders begünstigt, ist die Vielfalt regionaler Rohwaren auf kleinem Raum. Ob Apfelpäckli aus Thurgau, Urdinkel-Salat aus dem Aargau oder Alpkäse aus dem Engadin: Die kurzen Lieferwege vereinfachen eine nachhaltige Planung. Immer mehr Caterer kooperieren direkt mit Genossenschafts-Höfen oder Bio-Verbänden. So lässt sich selbst bei einem 300-Personen-Event nachvollziehen, von welchem Feld der Quinoa oder welche Berggärtnerei die Micro-Greens geliefert hat. Transparente Herkunft wird nicht nur im Label angezeigt, sie verwandelt sich oft in Storytelling: Menükarten, die kurz von der Permakultur-Philosophie des Lieferanten erzählen, schaffen Gesprächsstoff und verleihen dem Fest Charakter.
Logistik ohne Kompromisse
Vegetarisches Catering verlangt dieselbe Präzision wie klassische Grossküchen: HACCP-konforme Kühlketten, allergensichere Zonen, Warmhalteboxen, die das Gemüse knackig behalten. Spezifisch vegetarisch ist allerdings der Umgang mit voluminösen Rohwaren. Ein Hotelblech mit grilliertem Blumenkohl oder ein Gastronorm-Behälter voller Belugalinsen wiegt deutlich mehr als Filet-Platten. Professionelle Teams nutzen daher modulare Boxensysteme und setzen beim Anrichten auf sogenannte „Finishing Stations“. Dort erhalten die Gerichte kurz vor dem Service den finalen Crunch oder den Kräuterschaum – so bleiben sie luftig und frisch.
Zero-Waste-Ansatz: vom Strunk zum Dessert
Wer vegetarisch kocht, kann Gemüse fast zu 100 Prozent verwerten. Aus Broccoli-Stielen wird Suppe, Karottengrün wandert in das Pesto, überreife Tomaten ergeben eine „Bloody Mary“-Suppe. Einige Caterer gewähren sogar den Blick in ihre Produktionsküchen via Social-Media-Streams, um zu zeigen, wie aus Schalen und Abschnitten Fond oder Chutney entsteht. Gäste erleben so, dass Nachhaltigkeit nicht bloss ein Marketingwort ist, sondern konsequent vom Prep-Table bis zur Spülküche gelebt wird.
Event-Typen und vegetarische Signaturen
- Business-Lunch & Tagungen: Fingerfood, das ohne Besteck auskommt, ist Gold wert. Beliebt sind Mini-Wraps mit Räuchertofu, Kabuli-Chana-Salat in Weck-Gläsern oder Quiches in Handtaschengrösse. Wichtig: Schneller Energiekick, niedriger Glykämischer Index, damit Teilnehmer*innen nach der Pause fokussiert bleiben.
- Hochzeiten: Hier zählt Eleganz. Terrinen aus Erbsenmousse auf Pumpernickel, Rote-Bete-Carpaccio medaillonweise angerichtet, dazu ein Hauptgang wie Trüffelgnocchi in Salbeibutter. Zum Dessert lockt Basilikum-Panna-Cotta mit Erdbeeren.
- Street-Food-Festivals: Comfort-Food kommt an – BBQ-Jackfruit-Burger oder Bao-Buns mit knusprigem Seitan. Die Herausforderung: hohe Durchsatzgeschwindigkeit und Showelemente, etwa Live-Grill-Stations oder Torched-Cheese-Blocks, die flambiert werden.
Die Rolle moderner Fleischalternativen
Plant-Based-Meats erleben auch im Catering-Segment einen Boom. Ob sich ein Event für Beyond-Burger & Co eignet, hängt vom Publikum ab. Sportmarken oder Tech-Start-ups wählen gerne experimentelle Produkte, um Innovationsgeist zu zeigen. Traditionellere Anlässe setzen lieber auf handwerkliche Klassiker wie hausgemachten Tofu, Lupinen-Filets oder tempehbasierte Spiesse, mariniert in Alpenkräutern. Wichtig ist, die Gäste nicht mit zu vielen Imitaten zu überfordern. Geschmack und Textur sollten im Vordergrund stehen, nicht bloss die Illusion eines Fleischgerichts.
Budgetplanung: Mythos „teurer als Steak“
Ja, Biogemüse im Januar kann preisintensiv sein. Aber wer Saisonalität respektiert, spart erstaunlich viel. Ein Winter-Menu mit Lauch, Randen und Linsen kostet oft weniger als ein Rindshuft-Filet-Alternativgang. Der grosse Hebel ist die Personalkostenseite: Vegetarische Produktionen benötigen oft mehr Mise-en-Place, etwa für aufwändige Schneide- oder Roll-Arbeiten. Digitale Tools helfen, den Aufwand zu skalieren. Einige Anbieter kombinieren Batch-Cooking (für Basiselemente wie Currys) mit Live-Stationen (für Finishings), um personell flexibel zu bleiben.
Interaktion zählt: Show-Küche und Workshops
Gerade bei Firmenevents schlägt ein Live-Risotto-Tisch oder eine Pasta-Manufaktur zwei Fliegen mit einer Klappe: Er liefert frisches Essen und fungiert als Ice-Breaker. Manche Caterer bieten Mini-Workshops an – etwa eine zehnminütige Einführung in Fermentation oder ein Burrata-Falttraining. Mitarbeitende kehren nicht nur satt, sondern inspiriert an den Arbeitsplatz zurück.
Kommunikation & Storytelling
Ein vegetarisches Event braucht nicht zwingend das grosse Label „Fleischfrei“. Erfolgsbeispiele zeigen, dass es reicht, das Menü appetitlich zu beschreiben und hübsch zu visualisieren. Gäste registrieren erst beim zweiten Happen, dass kein Speck in der Suppe schwimmt – und freuen sich, wenn sie satt und zufrieden sind. Gleichzeitig macht ein bewusster Hinweis auf lokale Produzent*innen doppelt Freude: Er dient als Gütesiegel und als Dank an jene, die hinter den Kulissen schuften.
Fazit
Vegetarisches Catering ist keine Trendwelle, die morgen abebbt. Es vereint Nachhaltigkeit, Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und Erlebnis. Wer sein Event mit einer ausbalancierten, saisonalen und kreativen Pflanzenküche ausstattet, trifft den Nerv der Zeit, ohne Kompromisse bei Genuss oder Professionalität einzugehen. Der Markt in der Schweiz bietet dafür ein wachsendes Ökosystem aus spezialisierten Küchen, Liefernetzwerken und digitalen Planungstools. Bleibt nur, die Einladungskarten zu verschicken – das Buffet spricht dann für sich.
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